Super Bowl | Football-Endspiel als Friedensvereinbarung
Wie der Super Bowl erfunden wurde
1920 entstand die National Football League als loser Zusammenschluss von Profi-Football-Mannschaften. Seit 1933 fand ein Endspiel statt, um die beste Mannschaft zu bestimmen. In den 1960er Jahren bekam die NFL Konkurrenz durch die American Football League. Nach Streit um die Vorherrschaft einigen sich die Ligen 1966 und der Profi-Football, wie wir ihn heute kennen entsteht. Herzstück der Einigung ist ein gemeinsames Endspiel. Zunächst trug es den sperrigen Namen „AFL-NFL World Championship of Football“. Nach zwei Jahren wird es in „Super Bowl“ umbenannt, der dem Profi-Football ungeahnte Popularität beschert.
Der Beginn der National Football League ist chaotisch
1920 gründeten die Besitzer einiger Profi-Mannschaften eine Football-Vereinigung. Zwei Jahre später tauften sie ihren Zusammenschluss „National Football League“.
Mit der Liga-Gründung wollten die Besitzer die Macht der Spieler eindämmen. Gute Spieler sprangen nämlich von Team zu Team und trieben damit die Gehälter in die Höhe. Verglichen mit der NFL heute, war die Liga ansonsten schlecht organisiert. Die Mannschaften kamen und gingen. Zwischen acht und 24 Teams spielten in den ersten Jahren in der Liga. Die Teams hatten keinen festen Spielplan. Sie spielten gegen wen sie wollten und wie oft sie wollten. Sieger war, wer am Ende der Saison die meisten Spiele gewonnen hatte – oder die wenigsten verloren – es war nicht genau festgelegt. Und weil es kein Endspiel gab, der den Sieger zweifelsfrei ermittelt hätte, gab es jedes Jahr Streit darüber, wer nun wirklich der Beste war. Erst 1933 führte die NFL ein Endspiel zwischen den zwei besten Teams ein.
Die NFL fühlte sich vollkommen überlegen
Die nächsten drei Jahrzehnte genoss die National Football League größere Stabilität. Aber viele attraktive Regionen und Städte blieben vom Profi-Football ausgeschlossen, denn die NFL war nur in vierzehn Städten vertreten. 1959 wollte der Geschäftsmann Lamar Hunt zusammen mit einem Partner in der NFL einsteigen – mit Mannschaften in zwei neuen Städten. Die NFL aber lehnte ab. Also gründeten Hunt und weitere Geschäftsleute ihre eigene Profi-Liga. 1960 ging sie mit acht Teams an den Start und nannte sich American Football League. Ihr Ziel war es, als gleichwertige Profi-Liga von der NFL anerkannt zu werden. Das aber verweigerte die NFL. Sie betrachtete die AFL als minderwertige Liga, mit schlechteren Spielern und geringerem Spiel-Niveau. Sie dachten, die AFL werde nicht lange bestehen bleiben. Aber da hatten sich die Besitzer der National Football League getäuscht.
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AFL erzielt lukrativen Fernsehvertrag
Der AFL gelang es, Spieler von der NFL wegzulocken – und sie brachte namhafte College-Spieler unter Vertrag – zum Beispiel Alabama Quarterback Joe Namath, der später mit den New York Jets als erstes AFL-Team den Super Bowl gewinnen sollte Mit Top-Spielern als Zugpferd handelte die AFL mit dem Fernsehsender NBC einen Fünf-Jahres-Vertrag über satte 36 Millionen $ aus. Finanziell stand die American Football League nun ebenso stabil da, wie die alteingesessene NFL.
Die NFL war unter gehörigem Druck. Denn Jahr für Jahr musste sie mit ansehen, wie gute Nachwuchs-Spieler zur AFL wechselten und wie zugleich die Preise für die Spieler immer weiter anstiegen. Der Kampf um den Football-Markt war für beide Ligen kostspielig und verlustreich.
Widerwillige Anerkennung
Zähneknirschend erkannte die National Football League 1966 die AFL als Partner an. Die Ligen blieben zunächst nebeneinander bestehen. Aber der Champion des Footballs wurde nun in einem Endspiel zwischen dem Sieger der AFL und NFL ermittelt. Das Endspiel bekam den umständlichen Namen „AFL-NFL World Championship of Football“. 1970 sollte die AFL vollständig in die National Football League integriert werden.
Einigung: die NFL wird noch beliebter
Mit der Friedensvereinbarung erlebte der Profi-Football einen ungeahnten Aufschwung. Das lag auch an innovativen Ideen der AFL, die nun dem gesamten Profi-Football zugute kamen. In der AFL trugen die Spieler ihren Namenszug auf dem Rücken und waren so für die Zuschauer gut erkennbar. In der AFL mussten die Zuschauer auch nicht raten, wie lange noch zu spielen war, denn die Game-Clock lief für alle sichtbar an der Anzeigetafel. Diese Neuerungen wurden übernommen. Die wichtigste Errungenschaft aber war das gemeinsame Endspiel. Es wurde so bedeutsam, wie das wichtigste Sport-Ereignis der Zeit: die World Series im Baseball. Nicht unerheblich dafür war auch der Name, der statt des sperrigen Endspiel-Titels gefunden wurde: „Super Bowl“ wurde das dritte gemeinsame Endspiel genannt, als die New York Jets für die AFL und die Baltimore Colts für die NFL am 12. Januar 1969 gegeneinander antraten.
Super Bowl: ein Name der einschlägt
Lamar Hunt, Besitzer der Kansas City Chiefs und Mitbegründer der AFL brachte den Namen ins Spiel. Die Anregung zum Namen erhielt Hunt durch seine Tochter. Die hatte einen Hüpfball, den sie Super Ball nannte. „Warum das Endspiel nicht Super Bowl nennen“, dachte sich Hunt, in dem er den Namen des Hüpfballs mit den „Bowl-Games“, den Saisonabschluss-Spielen des College Football, verband. Pete Rozelle, Präsident der NFL, fand den Namen abgedroschen.
Damit aber stand er allein. Der Name fand große Zustimmung bei der Presse und den Team-Besitzern. Und man entschied sich, mit römischen Ziffern die Zahl des Endspiels anzuzeigen, um die Bedeutung des Ereignisses noch mehr hervorzuheben.
Den ersten „richtigen Super Bowl“ gewinnt die AFL
Es barg eine gewisse Ironie, dass das erste Endspiel, das Super Bowl genannt wurde, zugleich den ersten Sieg eines AFL-Teams brachte. Es war Super Bowl III und Joe Namath führte die New York Jets nicht nur zu diesem Überraschungssieg. Er versprach vor dem Spiel, dass seine Mannschaft gewinnen werde.
Der Super Bowl entwickelte sich in wenigen Jahren zum größten und wichtigsten Sportereignis Amerikas. Der Endspieltag, Super Sunday genannt, gilt heute als eine Art inoffizieller nationaler Feiertag.