Mit den Quarterbacks im Statistik-Dschungel

Statistiken verstehen

Wozu das Passer Rating nützlich ist?

27. November 2018. Wie gut ist mein Lieblings-Quarterback eigentlich? Diese Frage beschäftigt Fans und Fantasy Football Besitzer häufig. Für eine Antwort ziehen sie die Statistiken zu Rate. Die können hilfreich sein. Aber sie können den Fan auch erschlagen. Das sind die Statistiken für Patrick Mahomes von den Kansas City Chiefs nach dem 12. Spieltag 2018:

Die Statistiken von Kansas City Chiefs Quarterback Patrick Mahomes nach dem 12. Spieltag

Im Statistik-Dschungel gefangen

Wenn der Fan wissen möchte, wie gut Mahomes bisher in 2018 gespielt hat, und er diese Statistiken vor sich hat, kann es sein, dass er vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht. Welche Zahlen sind hier denn nun wichtig? Und wie kann ich Patrick Mahomes mit den anderen Quarterbacks sinnvoll vergleichen? Um das Problem mit den Statistiken zu lösen, hatte der Football eine einfache Lösung: eine weitere Statistik. 1973 wurde das Passer-Rating geboren. Im Passer Rating werden die vier wichtigsten Leistungen des Quarterbacks zu einer einzigen Leistung zusammengefasst.

Was der Top-Passer braucht

1. Die Touchdowns pro Gesamtwürfe = Touchdown-Percentage: TD-Pct
2. Die abgefangenen Pässe durch den Gegner pro Gesamtwürfe
= Interception-Percentage: Int-Pct
3. Die gefangenen Pässe der Mitspieler pro Gesamtwürfe = Completion Percentage: Cmp-Pct.
4. Die durchschnittlich erzielten Yards pro Wurf = Yards per Attempt: Y/Att

Passer Rating als Exzellenz-Standard

Mit einer komplizierten Umrechnungsformel brachten die Statistiker die vier Leistungen in ein sinnvolles Verhältnis zueinander. Dazu betrachteten sie auch die Top-Leistungen aller NFL-Quarterbacks ab 1960. Auf Grundlage der Top-Leistungen entwarfen sie ihr Passer-Rating als einen Exzellenz-Standard. Die ausgeklügelte Berechnungsformel spuckt ein Rating um 100 aus, wenn ein Quarterback eine herausragende Leistung erbracht hat.

Wen es interessiert, die Formel lautet:
Passer Rating = TD-Pct x 0,2 + Int-Pct x 0,25-2,375 + Cmp-Pct-30 x 0,05 + Y/Att-3 x 0,25 : 6 x 100

Und wer sind die Besten?

In der Saison 1945 erzielte Sammy Baugh von den Washington Redskins ein Rating von 109.9 – u.a. verwandelte er über 70 Prozent seiner Pässe. Milt Plum, QB der Cleveland Browns, überbot diese Marke 1960 um Haaresbreite. Erst 29 Jahre später wurde Plums Rekord von Joe Montana von den San Francisco 49ers überboten. Diese Marke übertraf Vereinskollege Steve Young nur vier Jahre später.

Quarterback Aaron Rodergs von den Green Bay Packers beim Jubel

Aaron Rodgers. Photo: Keith Allison CC BY 2.0

2007 warf Tom Brady einen neuen TD-Rekord: 50 TD gegen nur 8 Interceptions – und brach nebenbei auch die Bestmarke beim Passer-Rating mit 117.2. Aktuell hält Aaron Rodgers von den Green Bay Packers den Rekord mit einem Rating von 122.5. 2011 warf er 45 TD, 6 Interceptions, erreichte 4643 Yards und verwandelte 68 % seiner Pässe – die bis dahin beste Saison-Leistung eines Quarterbacks.

Auch das ist möglich: Schlechtes Rating – guter Quarterback
Klar ist, ein Quarterback mit einem hohen Rating kann nicht schlecht sein. Aber das Rating ist nicht alles. Nicht umsonst heißt es Passer Rating. Es beurteilt die Pass-Leistung. Ein guter Quarterback aber ist mehr, als nur ein Werfer. Er ist eine Führungspersönlichkeit und besticht durch gutes Game Calling. Es gibt viele herausragende QB deren Rating nicht exzellent war. 79.9, 81.6 und 70.9 das sind die Karriere-Ratings von John Elway, Troy Aikmann und Terry Bradshaw. Zusammen gewannen sie neun Super Bowls. Alle drei sind in der Hall of Fame, weil sie ihre Teams exzellent führten und die besonderen Leistungen in den besonderen Spielen zeigten.

Gutes Rating und trotzdem ein Loser

Und dann gibt es Quarterbacks – ein Phänomen dieser Saison -, die ein erstaunlich hohes Passer Rating haben und die dennoch mit ihren Teams oft verlieren. Etwa Eli Manning, Matthew Stafford und Derek Carr. Sie haben in dieser Saison ein Rating über 90 und führen drei der schlechtesten Teams der NFL an.
Die Statistiken, die das Spiel heute begleiten, machen viel verständlich. Aber es bleibt dabei: Football ist weit mehr, als die Zahlen ausdrücken können.

Hier die drei besten Karriere-Ratings:

1. Aaron Rodgers, GB    103.8
2. Russell Wilson, Sea    98.8
3. Tom Brady, NE           97.6
Stand: 27. November 2018

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