SB 55 | Tampa Bay holt sich den Super Bowl im eigenen Stadion
Buccaneers erteilen Favorit und Titelverteidiger KC eine Lektion
8. Februar 2021. Zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte gewinnen die Tampa Bay Buccaneers den Super Bowl und das auch noch als erstes Team im eigenen Stadion. Quarterback Tom Brady, vor der Saison von den New England Patriots zu den Buccaneers gewechselt, holt sich seinen siebten Super Bowl. Brady hat nun mehr Super-Bowl-Titel als die siegreichsten Teams.
Titelverteidiger wird vorgeführt
Wer vor dem Super Bowl die Möglichkeit erwägte, es könnte eine einseitige Partie werden, der dachte „Oh je, die Buccaneers kriegen eine Packung“. Einseitig wie lange nicht verlief das Endspiel tatsächlich, nur das Undenkbare passierte, die Kansas City Chiefs, der Titelverteidiger und 3-Punkte-Favorit wurde mit 31-9 deklassiert.
Ein Alptraum für Mahomes
Bei den Buccaneers ging alles zusammen, eine überragende Defense, die Patrick Mahomes das schlimmste Spiel seiner jungen NFL-Karriere bescherte – und eine brutal effiziente Offense, die die Schwächen und Patzer des Gegners sofort nutzte. Kansas City derweil war von der Rolle. Im Angriff kam die Offensive Line – und besonders die wegen Verletzungen eingesetzten Ersatztackle Mike Remmers und Andrew Wylie – mit der Bucs D-Line, angeführt von einem groß aufspielenden Shaq Barrett – überhaupt nicht zurecht. Passen hieß für Mahomes in diesem Spiel, ausweichen, wegducken, seitwärts sprinten und aus den unmöglichsten Positionen heraus noch versuchen, den Ball loszuwerden und sei es im Hechtsprung. Anfang des letzten Viertels hatte er 101 Passing Yards zusammen. Die Chiefs erzielten erstmals unter Führung von Mahomes keinen Touchdown, drei Field Goals blieb ihre ganze Ausbeute.
Brady – abgeklärt und abgezockt
Anders die Buccaneers. Angeführt von Tom Brady und seiner Abgeklärtheit aus zehn Super Bowl-Teilnahmen und unterstützt von einem starken Laufspiel mit Leonard Fournette und Ronald Jones spielten sie fehlerfrei und führten nach zwei Touchdownpässen von Brady zu Tight End Rob Gronkowski Mitte des zweiten Viertels mit 14-3. Eine Minute vor der Pause gelang den Chiefs das zweite Field Goal. Statt aber die Uhr herunterzuspielen, attackierten die Bucs noch einmal – und wurden belohnt. Mit kräftiger Unterstützung der Chiefs Defense, die sich zwei Pass Interference Penalties erlaubte, die 43 Yards einbrachten, hatte Brady den Ball zehn Sekunden vor Halbzeit an der Ein-Yard-Linie. Brady machte eine Lauftäuschung, hatte fast vier Sekunden Zeit zum Passen, und bediente Wide Receiver Antonio Brown, der mit einer Pirouette freikam, zum dritten Touchdown. 21-6 für die Bucs und die kalte Dusche für die Chiefs zur Pause.
Der Todesstoss kurz nach der Pause
Statt Aufholjagd folgte im dritten Viertel für die Chiefs gleich der nächste Tiefschlag. Mahomes hatte das Team zum dritten Field Goal geführt und musste dann mit ansehen, wie Brady die Bucs fast mühelos zum nächsten Touchdown führte. Nach erneuter Laufspieltäuschung walzte sich Gronkowksi mit einem Brady-Pass über die Mitte bis zur gegnerischen 27-Yard-Linie vor. Running Back Leonard Fournette – einer der vielen Verstärkungen im Team – sprintete dann, freigeblockt durch Guard Ali Marpet, ungehindert Rechtsaußen in die Endzone. Mit dem Mut der Verzweiflung stemmte sich Mahomes der drohenden Super-Bowl-Pleite entgegen. Er bezog jede Menge blauer Flecken, etwas Zählbares sprang nicht mehr heraus.
Die Bucs waren das Verlieren gewohnt
2002 gewannen die Buccaneers erstmals den Super Bowl. Danach ordneten sie sich wieder bei den schlechten Teams der Liga ein. Abgesehen von zwei Playoff-Teilnahmen 2005 und 2007, mit sofortigen Niederlagen als Wild Card Team, verbrachten sie die meiste Zeit im Tabellenkeller der NFC South. 2019 übernahm Bruce Arians den Cheftrainer-Posten. Ein leichter Aufwärtstrend kam, die Bucs waren 7-9 und nur noch Vorletzter.
Nicht allein Umschwung, ein Traumjahr mit Brady
Dann die Verpflichtung von Tom Brady – und mit ihm vieler weiterer starker Angriffsspieler (TE Rob Gronkowski, WR Antonio Brown, RB Leonard Fournette, RT Tristan Wirfs im Draft) – und über Nacht wurden die Buccaneers als Super-Bowl-Anwärter gehyped. Die Bäume wuchsen nicht gleich in den Himmel, aber das Team setzte unter Führung von Brady und der mächtig verstärkten Offense seinen Aufwärtstrend fort. 11-5, zweiter in der NFC South und Wild-Card-Team. Dann räumten die Buccaneers in drei Auswärtsspielen Washington, New Orleans und Green Bay aus dem Weg und schafften nun tatsächlich den Traumabschluss, den Super Bowl Triumph im eigenen Stadion.
Brady gewann die MVP-Trophäe des Finales zum fünften Mal. Er ist 43 Jahre alt. Für ein Jahr ist er noch bei den Buccaneers unter Vertrag. „Wir kommen wieder“, kündigte er nach dem Finale an und schon vor dem Super Bowl ließ er verlauten, dass er Lust habe noch mindestens bis 45 spielen zu wollen.