Die 20 Patriots-Jahre von Tom Brady
Der GOAT als Mr. Konstanz
Überragend spielten die Patriots mit Brady in den achtzehn Jahren, in denen er das Team anführte, zuhause, einer Siegesquote von 85%. Aber auch Auswärts überzeugte das Team mit Brady als Quarterback, sie gewannen über zwei Drittel der Spiele. Außer dem Anstieg an Interceptions, einer Quote von 2.1% pro Wurf (was aber immer noch einer Durchschnittsleistung entspricht), spielte Brady auch in den fremden Stadien fast so gut wie in den Heimspielen.
Auf hohem Leistungsniveau und mit wenig Schwankungen bewegte sich Brady auch von Monat zu Monat durch die Saison. In keinem Monat gab es einen deutlichen Leistungsknick. Im Oktober und auch im November erreichte er seine Leistungsspitze, im Dezember fiel die Leistung Bradys etwas ab, aber die Siegesquote war trotzdem hoch, ein Zeichen, dass hier die Mitspieler an den Siegen einen größeren Anteil hatten.
Die meisten Niederlagen waren auch Bradys Schuld, hier sind die Statistiken eindeutig, eine niedrige Wurfquote, wenig Touchdowns, dafür viele Interceptions. Ebenso deutlich die Siege: auch an ihnen hatte Brady großen Anteil mit überragenden Passwerten querbeet.
Aber natürlich gab es auch Ausreißer. Große Spiele von Brady, die dennoch in einer Niederlage endeten. Zum Beispiel 2005, als es Peyton Manning beim Montagabendspiel im nationalen Fernsehen gelang, endlich einmal in New England zu gewinnen. Brady warf drei Touchdowns und verwandelte über Zweidrittel seiner Pässe. Aber Manning war trotzdem besser. Unterstützt von einem starken Laufspiel erzielten die Indianapolis Colts bei sieben ihrer acht Drives Punkte und Brady kam einfach nicht hinterher.
Oder 2009, wieder gegen die Colts, wieder gegen Manning. Brady hatte brilliert, 375 Yards geworfen und wieder drei Touchdowns und die Patriots lagen zwei Minuten vor Schluss mit sechs Punkten vorne. Brady hatte den Ball, aber es war vierter Versuch, tief in der eigenen Hälfte. Head Coach Belichick machte einen kapitalen Strategiefehler. Er war zu gierig. Wollte den Sieg sofort, ordnete deshalb noch einen Angriffszug an, statt den sicheren Befreiungsschlag. Prompt wurde Bradys Kurzpass gestoppt und die Colts erzielten Sekunden vor Schluss den Siegtreffer und die Häme war groß.
Und wer erinnert sich nicht an den peinlichen Auftritt des Special Teams 2018, als die Patriots Sekunden vor Schluss gegen Miami in Führung lagen? Nur noch der Kickreturn musste gestoppt werden, eine Routineaufgabe, die aber gründlich misslang. Miami erzielte mit dem Kickreturn einen Touchdown und der Extrapunkt bescherte den Patriots eine herbe Niederlage. Die vermasselte die 358 Passing-Yards und drei Touchdowns von Brady.
Achtmal verlor Brady trotz eines ausgezeichneten Auftritts, einem Passer-Rating von über 100 ein Spiel, die bitterste Niederlage kam im Super Bowl 52, als Bradys 505 Yards und drei Touchdowns und 613 Angriffsyards nicht ausreichten, um die Philadelphia Eagles zu besiegen, weil die New-England-Defense komplett versagte.
Siege mit einer miserablen Leistung? Natürlich gab es auch das in den 20 Patriotsjahren bei Brady. Siege auf Schmalspur erzielte Brady am liebsten gegen Buffalo. Zum Beispiel vergangene Saison 2019, als Buffalo New England klar dominierte, sie 375 Yards und 23 First Downs erzielten, deutlich mehr als die 224 Yards und elf neuen ersten Versuche der Patriots. Brady verwandelte nur 46% der Pässe und warf noch dazu eine Interception kurz vor der gegnerischen Endzone. Trotzdem gewannen die Patriots das Spiel, weil die Defense vier Interceptions holte und das Special Teams nach einem abgeblockten Punt einen Touchdown beisteuerte.
2018 war Brady kaum besser gegen die Bills, warf dürftige 126 Yards und zwei Interceptions, aber gewann dennoch, weil Buffalo im Angriff zu harmlos war (Ergebnis 24-12 Patriots). 2003 verwandelte Brady gar nur 38% seiner Pässe und gewann gegen die New York Giants mit gerade einmal 112 Passing-Yards in einem schrecklichen Spiel, die Giants leisteten sich fünf Turnover (Ergebnis 17-6 Patriots).
Im Schneegestöber bei einem Heimauftritt im Oktober 2009 lieferte Brady sein bestes Spiel im Trikot der Patriots ab. Bereits zur Pause hatte er fünf Touchdowns geworfen. Mit dem ersten Drive der zweiten Hälfte kam Nummer sechs. Die letzten 25 Minuten saß er auf der Bank und konnte mitansehen, dass eigentlich keine guten Bedingungen zum Werfen herrschten. Gegner Tennessee nämlich erzielte im gesamten Spiel mit dem Pass Minus sieben Yards. Brady hatte 85% der Pässe verwandelt und 385 Yards erzielt, die Quarterbacks der Titans nur zwei von 14 Pässen verwandelt.
Und wie oft warf Brady in einem Spiel 5 Touchdowns ohne Interception oder einen TD und zwei Interceptions? Alle Touchdown/Interception-Paare von Bradys 283 Spielen der Regulären Saison findet Ihr hier:
185 Mal warf Brady mehr Touchdowns als Interceptions, nur 33 Mal umgekehrt, mehr Interceptions als Touchdowns.
Herausstechend ist, wie es Brady im Laufe der Karriere gelang, die Interceptions immer mehr einzudämmen. Vier Interception-Spiele hatte er insgesamt sechs, fünf dieser Spiele in seinen ersten sechs Karrierejahren. In einem wilden Spiel gegen Buffalo 2011 passierten ihm das letzte Mal vier Interceptions – aber er warf auch vier Touchdowns in diesem Spiel, verwandelte 86% seiner Pässe und warf 387 Yards, die Patriots verloren knapp 34-31 durch ein Field Goal drei Sekunden vor Ende.