Saison 2019
Den Patriots geht die Luft aus
Überzeugender Start – erschreckend schwach am Ende
Erwartungsvoll blickten die Patriots auf die zwanzigste gemeinsame Saison von Head Coach Bill Belichick und Quarterback Tom Brady. 2018 hatte kaum jemand dem Team zugetraut, sie könnten den Super Bowl noch einmal gewinnen. Aber genau das war ihnen umso überzeugender gelungen.
In der Saisonpause verloren die Patriots Defensive End Trey Flowers an Detroit und Left-Tackle-Koloss Trent Brown wechselte nach Oakland. Für Flowers kam der eigensinnige Edge Rusher Michael Bennett ins Team, für Brown rückte Isaiah Wynn auf, der hoffnungsvolle First-Rounder des vergangenen Jahres, der mit einem Riss der Achillessehne die letzte Saison verpasst hatte.
Nur ein Verlust schmerzte die Patriots wirklich. Der Abgang von Tight End Rob Gronkowski. Neun Jahre hatte er für die Patriots seine Knochen hingehalten, viermal war er All-Pro gewesen, er war der beste Tight End seiner Zeit, aber nicht eine der neun Spielzeiten hatte er durchgespielt, immer kamen Verletzungen dazwischen und die hatten ihn am Ende so zermürbt, dass er, der Spaßvogel des Teams, den Spaß am Football gründlich verloren hatte und aufhörte.
Auf dem Papier wirkten die Patriots nicht übermächtig. Trotzdem rechneten die Experten nicht nur mit dem wiederholten Gruppensieg, sondern auch mit einem langen Weg durch die Playoffs. Soviel hatte die geplagte Konkurrenz gelernt, so lange Belichick und Brady das Team anführten, gehörten sie zu den Favoriten, auch wenn kaum große Namen im Kader zu finden waren.
Gelungener Einstieg
Vortrefflich startete das Team in die Saison. Im Auftaktspiel zerlegten sie zuhause mit 33-3 die Pittsburgh Steelers, denen man nachsagte, sie hätten eine starke Verteidigung. Prächtig harmonierte Brady mit seinen Receivern, mit Phillip Dorsett, der endlich einmal stark aufspielte, und auch mit Julian Edelman und dem schnellen Josh Gordon.
Im zweiten Spiel hatten die Patriots ihre formstarke Receiver-Gruppe weiter verstärkt. In einem Überraschungscoup hatten sie Antonio Brown, den außergewöhnlichen, aber auch exzentrischen Wide Receiver verpflichtet, der nach erheblichen Eskapaden ohne Arbeitgeber dastand. Auswärts fertigten die Patriots die Miami Dolphins mit 43-0 ab, Brown und Brady fanden gleich bestens zusammen und erzielten einen Touchdown. Der um All-Pro Wide Receiver Brown verstärkte Angriff weckte bei manchen Fans Erinnerungen an 2007, als die Patriots mit Randy Moss ebenfalls einen der Top-Receiver der NFL angelten, der bei anderen Teams in Ungnade gefallen war. Damals spielten die Patriots ihre Gegner schwindlig und schlossen als erstes NFL-Team die reguläre Saison ungeschlagen ab. Mit Antonio Brown nun im Kader wirkte das Team 2019 jedenfalls um vieles besser. Der Traum vom Höhenflug indes platzte schnell, Brown wurde nach nur elf Tagen wieder entlassen.
Antonio Brown
Antonio Brown (31) war weder groß, noch sonderlich kräftig oder übermäßig schnell. Aber er besaß eine Energie, eine Unerschrockenheit und ein Geschick, sich als Receiver freizulaufen, freizukämpfen. Bei den Pittsburgh Steelers begann er als Sechst-Runden-Pick auf der Ersatzbank. Schnell aber war er Stammkraft und die Leidenszeit der Defensive Backs begann. Wie gehetzt und meist chancenlos rannten sie hinter ihm her. Nach neun Jahren in Pittsburgh mit Top-Leistungen aber berkam er sich mit Stamm-Quarterback Ben Roethlisberger in die Wolle, statt einem großen Vertrag musste er gehen. Bei den Oakland Raiders erhielt er den erwünschten Mega-Deal und schwor sich und das Team auf einen großen Neuanfang ein. Aber es blieb bei den Worten, Brown schaffte es bei den Raiders nicht über die Preseason hinaus. Er legte sich mit allen und jedem an und wurde entlassen.
Bill Belichick lockte den eigenwilligen Receiver nach New England. Das Risiko war gering, er erhielt einen Einjahres-Vertrag über zehn Millionen Dollar, überschaubare Kosten für die spielerische Klasse, die er mitbrachte. Belichick war zuversichtlich, sein Team würde den eigenwilligen Brown auf Spur bringen, so wie sie schon in der Vergangenheit schwierige Spieler gut in den Patriot Way integriert hatten. Brady und Brown harmonierten auf Anhieb. Brady schien glücklich, er bot Brown sogar sein Haus als erste Bleibe an, bis der selbst in New England eine Wohnung gefunden hätte. Dann aber platzten Anschuldigungen wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung in die scheinbare Idylle. Besitzer Robert Kraft zog die Reißleine. Angewidert von Twitter-Kommentaren Browns zu den Anschuldigungen, ordnete er die Entlassung des hochbegabten Receivers an.
Schwache Gegner, starke Defense
Die Patriots siegten auch ohne Brown weiter, nicht mit großem Angriffsspiel, aber die Verteidigung trumpfte auf. Belichick hatte ein Rotationssystem eingeführt, bis zu 19 Spieler kamen in ständigem Wechsel zum Einsatz. Besonders die Secondary, die hintere Verteidigungslinie glänzte, angeführt von Cornerback Stephon Gilmore als hartnäckigem Manndecker und dem erfahrenen Free Safety Devin McCourty. Für viel Belebung sorgte Linebacker Jamie Collins, der für wenig Geld von Cleveland kam. Collins spielte in der ersten Saisonhälfte wie ein Tausendsassa. Überall war er zu finden, tauchte als Quarterback-Schreck von den unmöglichsten Positionen aus auf und patroullierte als Passverteidiger die Mitte mit seinen langen Armen.
Zur Saisonmitte war das Team noch immer ungeschlagen, die Gegner hatten im Schnitt nur 7.6 Punkte erzielt und das Team bereits 25 Interceptions eingefahren. Sicher, alle wussten, dass die Patriots überwiegend gegen schlechtere Teams mit schwachem Angriff gewonnen hatten, die Fans und Experten wollten die überragende Leistung gewiss nicht überbewerten. Trotzdem, die Statistiken, die die krasse Überlegenheit der Defense festhielten, betörten und ließen glauben, diese Defense könnte Historisches vollbringen.
Von den Ravens überrollt
„Boogeymen“ vom Kinderreim „wer hat Angst vorm schwarzen Mann“ – diesen Spitznamen hatte sich die Defense gegeben, als sie in der ersten Saisonhälfte für Angst und Schrecken bei den Gegnern sorgte. Diesem Spuk machten die Baltimore Ravens am neunten Spieltag ein Ende. Um den pfeilschnellen Quarterback Lamar Jackson hatten die Ravens den besten Angriff der Liga, vor allem dank eines historisch starken Laufspiels. Die Patriots wurden überrollt. Sie wussten, sie mussten das Running Game aufhalten, sie wussten, Baltimore würde viel rennen, aber sie konnten Jackson und den starken Running Backs einfach nichts entgegensetzen. 210 Yards liefen die Ravens heraus und erzielten drei Rushing-Touchdowns, mit 37-20 wurden die Patriots abgefertigt.
Auch gegen die anderen Top-Teams der AFC, die Chiefs und Texans, setzte es Niederlagen. Zwar hielt die Verteidigung besser stand, aber im Angriff ging nichts voran. Mit der Punkteflut aus den ersten Spielen, die auch dank des deutlichen Feldvorteils zustande kam – die Special Teams arbeiteten hervorragend – war es vorbei. Zäh nur bewegte sich der Angriff nach vorne, nie fand er einen Rhythmus, jedes Field Goal, jeder Touchdown wurde quälend langsam errungen.
Eine Verletzungsserie traf den Angriff. In der Offensive Line fielen reihenweise die Stammspieler aus, erst Center David Andrews, dann auch beide Tackles. Schlimm war der Ausfall von Fullback James Develin, der die Speerspitze des im letzten Jahr so überzeugenden Laufspiels gebildet hatte. Für ihn bekam der Stuttgarter Jacob Johnson seine NFL-Chance, erntete Lob von Belichick höchstselbst, und schied nach nur zwei Spielen ebenfalls aus. Nun ohne Fullback, entwickelte sich das Laufspiel zum zahnlosen Tiger. Ohne überzeugendes Laufspiel konnte Brady keine Play-Action-Fake-Spielzüge einsetzen, die Laufantäuschung zu Beginn eines Passspielzugs, die er so gut wie kein anderer beherrschte, um die Verteidiger zu narren. Noch schlimmer, die vielen jungen und neuen Receiver kamen mit dem anspruchsvollen Passkonzept, das das Team mit Brady über die Jahre entwickelt hatte, überhaupt nicht zurecht.
Bradys Leistungen 2019
Der zahme Angriff
Statt die Verteidigung unter Druck zu setzen, begnügte sich der Angriff oft damit, keine Fehler zu machen und hoffte darauf, dass ihm die eigene Defense eine gute Feldposition bescherte. Ausgenommen Julian Edelman und Running Back James White kamen die Receiver oft einfach nicht dahinter, wie sie auf ihren Optionroutes, ihren Passrouten in Abhängigkeit vom Verteidigerverhalten, laufen sollten. Keine Receivergruppe lief sich so schlecht frei wie die der Patriots, und bei den Dropped Passes lagen sie an vorletzter Stelle. Insider meinten, dass N’Keal Harry, Jacobi Meyers & Co. einfach Angst hatten, etwas falsch zu machen und den Zorn Bradys auf sich zu ziehen.
In der Offensive Line standen einige Spieler der zweiten Garnitur. Brady war mehr dem Druck ausgesetzt, konnte aber viele Sacks verhindern, weil er die schnelle Incompletion vor die Füße eines dann verdutzten Mitspielers perfektionierte. Nach den ersten drei Spielen zählte Brady mit sieben Touchdowns und ohne Interception zu den Top-5-Quarterbacks. In den folgenden 13 Spielen aber spielte er den Zahlen nach so schlecht wie nie, verwandelte weniger als sechzig Prozent der Pässe und hatte das schlechteste Quarterback-Rating aller 32 Starter (62.2). Unweigerlich rückte die Presse Bradys Alter wieder in den Blick und war überzeugt, Brady baue mit seinen 42 Jahren sichtbar ab.
Trotz des mageren Angriffsspiels befanden sich die Patriots vor dem Abschluss der regulären Saison in nicht ungünstiger Position. Mit einer Bilanz von 12-3 und einem Heimspiel gegen die Miami Dolphins hatte das Team alles in der Hand, um als Nummer Zwei der AFC in die Playoffs einzuziehen. Ein Routinesieg über Miami, eines der schlechtesten Teams, das sie zudem am zweiten Spieltag deklassiert hatten, das musste zu schaffen sein.
Die starke Defense war plötzlich erschöpft
Ausgerechnet die Passverteidigung, das Herzstück der starken Defense, versagte. Ausgerechnet Cornerback Stephon Gilmore (Photo), der beste Verteidiger des Teams, hatte einen rabenschwarzen Tag. Brady warf Mitte der ersten Halbzeit eine Pick-Six, eine Interception mit sofortigem Gegner-Touchdown. Lange rannte das Team einem Rückstand hinterher, auch weil Miami Quarterback Ryan Fitzpatrick, der launische Spielgestalter mit dem Rauschebart, einen großen Tag erwischte. Doch endlich, vier Minuten vor Schluss, gingen die Patriots durch einen Screen Pass von Brady zu James White in Führung. Endlich schien der unbequeme Gegner in die Knie gezwungen. Aber Fitzpatrick bot noch einmal alles auf, punktgenau platzierte er die Pässe und unaufhaltsam wanderte Miami zum Siegestouchdown 29 Sekunden vor Schluss.
Müde wirkte die Defense, die zuvor in so vielen Spielen dominiert, aber die lange Saison über die Last des ganzen Teams zu tragen hatte. Die Patriots rutschten mit der Niederlage auf den dritten Platz der AFC, zum ersten Mal seit 2009 mussten sie wieder die Zusatzrunde spielen, als Wild-Card-Team antreten, statt mit einer Bye-Week eine Woche Pause zu haben. Ungleich schwerer war damit der Weg zum ersehnten nächsten Super Bowl.
Vom abrupten Aus trotzdem überrascht
Im Wild-Card-Game empfingen sie zuhause die Tennessee Titans. Die standen bei nur 9-7, hatten aber den besten Angriff der zweiten Saisonhälfte und den besten Running Back der Liga, Derrick Henry hatte den Rushing-Title gewonnen.
Die Defense der Patriots hatte sich wieder berappelt, aber der Angriff versagte. Die Schlüsselsequenz kam Mitte des zweiten Viertels, als die Patriots mit einer 10-7-Führung im Rücken den Ball mit einem ersten Versuch an der gegnerischen Ein-Yard-Linie hatten. Drei zaghafte Laufspielzüge, bei denen die Offensive Line einfach zur Seite geschoben wurde, folgten. Statt Touchdown nur ein Field Goal, statt Zehn- nur eine Sechs-Punkte-Führung. Und die nicht lange, denn dann zeigte Derrick Henry wie man läuft, tankte sich gnadenlos durch und bescherte dem Gast zur Pause eine 14-13-Führung.
Bei den Patriots war die Luft raus. In der zweiten Halbzeit kam Brady mit dem Angriff nicht einmal mehr in Field-Goal-Nähe. Den unrühmlichen Abschluss lieferte Brady selbst. Wie schon im Spiel zuvor warf er eine Pick-Six, diesmal mit dem letzten Pass des Spiels. Ernüchtert musste das Team feststellen, dass es in der zweiten Saisonhälfte nur Mittelmaß und von den Top-Teams weit entfernt war.
Brady hat immer noch etwas zu beweisen
Zum erstenmal in neun Jahren waren die Patriots nicht mindestens bis zum AFC Championship Game vorgedrungen. Mit dem schnellen Ausscheiden stand sofort die Frage im Raum, ob der 42-jährige Brady nun seine Karriere beenden werde. Per Instagram verkündete Brady zwei Tage später, er spiele weiter, „denn ich weiß, ich habe noch mehr unter Beweis zu stellen.“ Eine eigentümliche Aussage im Lichte seiner sechs Super-Bowl-Siege, seines Rufs, der größte Footballer aller Zeiten zu sein. Aber sie bot Einblick in Bradys Seelenleben. Offenbar hatten ihn die jüngsten Misserfolge, die Zweifel, ob er als 42-Jähriger noch das Zeug habe, ein Team erfolgreich zu führen, angestachelt. Wie so oft in seiner Karriere hielt er sich für missachtet. Bekam Brady, der erfolgreichste und für viele der beste Footballer aller Zeiten, das Gefühl ein Underdog zu sein, denn nie los?
Er will also weiterspielen, die Frage ist nur, wo? Denn erstmals in seiner Karriere wird Brady mit dem offiziellen Saisonende am 18. März ein Free Agent, ein freier Spieler, um den jedes Team werben kann. Je näher Tag X rückt, desto mehr überschlagen sich die Gerüchte und Prognosen. Will Brady nach 20 Jahren bei den Patriots tatsächlich das Team wechseln? Wohl nicht. Gegenüber Peter King von NBC Sports legte er ein klares Bekenntnis für New England ab, er sagte, er fände es „großartig“, wenn es mit den Patriots klappen würde. Es wirkte so, als diente Brady die Free Agency nur als Druckmittel gegenüber den Patriots, die ihm seit einigen Jahren nur noch Einjahres-Verträge gegeben hatten. Ob die Rechnung aufgeht?
Eine verzwickte Situation
Brady will bei den Patriots bleiben, aber er will auch das Zeichen klarer Wertschätzung, einen längeren Vertrag nämlich, über zwei, am liebsten drei Jahre, so meint Tom Curran von NBC Sports. Und er will sich nicht mehr unter Wert anbieten wie in der Vergangenheit, so Curran. Ihm mag ein Vertrag vorschweben, wie ihn der ebenfalls altgediente Drew Brees 2018 von den Saints erhalten hatte, zwei Jahre über 50 Millionen Dollar. Ein langer Vertrag für einen dann 43-jährigen Quarterback, der sich in der vergangen Spielzeit mit einer chronischen Ellbogenentzündung herumgeplagt hatte?
Brady hat sich und seine Mannschaft in eine Zwickmühle gebracht. Die Patriots, allzumal Besitzer Robert Kraft, würden den Kopf der Franchise gerne halten, aber das Team befindet sich in einem Übergang. Sie haben den ältesten Kader, viele Leistungsträger werden Free Agents. Will das Team ernsthaft um den Super Bowl mitspielen, muss es kräftig investieren. Aber es sind nur noch maximal 49 Millionen Dollar im Budget frei. Brady teuer verpflichten und zugleich das Team für einen Championshipkurs aufrüsten, erscheint unmöglich. Den erhofften fetten Vertrag wird Brady also wohl nur außerhalb New Englands erhalten.
Ein Leben ohne Football? Undenkbar
„Es wird ein böses Ende nehmen“, so äußerte sich Tom Brady Sr. 2015 über die Zukunft seines berühmten Sohnes. „Es wird schlecht ausgehen. Ich weiß das, weil ich weiß, was Tommy machen möchte. Er möchte bis 70 spielen …“ Der Vater kennt seinen Sohn, sagt aber auch: „Es ist ein herzloses Geschäft, so sehr man sich auch wünscht, es möge familiär zugehen.“
Nicht vergessen werden darf, dass Brady selbst zwanzig Jahre von der „Herzlosigkeit“ des Geschäfts profitierte. Unsentimental und kompromisslos führte Head Coach und General Manager Bill Belichick die Patriots durch eine unvergleichliche Erfolgsserie. Oft genug tauschte er altgediente Leistungsträger aus und sicherte damit die Schlagkraft des Teams. Sechs Super-Bowl-Siege verdankt Brady diesem Kurs.
Jetzt ist er selbst ein altgedienter Leistungsträger und beschwört mit seiner Free Agency, seinem Wunsch nach einem langen Vertrag eine Zerreißprobe für das Team herauf. Es könnte in der Tat schlecht ausgehen, wie Bradys Vater prophezeite, aber nicht ohne Mitwirkung von Brady selbst.
Brady wechselt nach Tampa Bay, ins warme Florida
Ende einer Ära. 20 Jahre Bill Belichick & Tom Brady in New England sind Geschichte
19. März 2020. Gut eineinhalb Wochen vor dem offiziellen Saisonende und Bradys beginnender Free Agency, so berichteten Bostoner Medien, hatten Bill Belichick und Tom Brady ein Telefonat. Es sei nicht gut verlaufen, hieß es. Was folgte war nicht überraschend, aber dennoch ein großer Paukenschlag: Brady wechselt für die neue Saison 2020 zu den Tampa Bay Buccaneers. Er erhält einen Zweijahres-Vertrag über 50 Millionen Dollar. Eine Ära geht zu Ende, 20 Jahre haben Belichick und Brady die Patriots angeführt. Sie sind mit sechs Super-Bowl-Erfolgen das erfolgreichste Head-Coach-Quarterback-Gespann der NFL-Geschichte. Die Patriots fühlen sich mit Jarrett Stidham und Cody Kessler auf QB gut aufgestellt, wollen aber einen weiteren Quarterback verpflichten, berichtete NFL-News.
Bradys Leistungen bei den Patriots, 2000-2019:
Bradys neues Team hat viele Schwachstellen
Zu einem Sieger wechselt Brady nicht. Tampa Bay verbrachte zwei Jahre im Keller der NFC South, ehe sie 2019 unter dem neuen Head Coach Bruce Arians mit einer Bilanz von 7-9 einen kleinen Aufwärtstrend andeuteten. Tampa Bay führte die NFL die letzten zwei Jahre in Passing Yards an.
Brady wird mit guten Wide Receivern (Mike Evans, Chris Godwin) und talentierten Tight Ends zusammenarbeiten können. Aber das Running Game und die Offensive Line sind schwach, und auch die Defense. Brady, der das Siegen gewohnt war, wechselt zu einem Loser. Erstmals in seiner Karriere wird der Super Bowl nicht das Saisonziel sein. Eine Playoff-Teilnahme wäre ein großer Erfolg, alles andere zu denken, wäre vermessen. Aber immerhin, es gibt zwei Trostpflaster: Brady spielt nach den langen Jahren bei den Michigan Wolverines und in New England, nach 25 Jahren also, wieder bei warmem Wetter und er hat die finanzielle Anerkennung, die ihm so wichtig war. Ob ihn das über seine erste Losing-Season hinwegtrösten würde? Wohl kaum. Aber so könnte das vom Vater prophezeite „bittere Ende“ aussehen.