Super-Bowl-Vorschau II | Eine Analyse der Defense der Buccaneers
Es braucht eine herausragende Leistung der Defense, wenn die Buccaneers die Kansas City Chiefs, den Super-Bowl-Titelverteidiger, schlagen wollen. Aber die Chancen dazu stehen nicht schlecht, denn Tampa Bay hat eine starke Verteidigung (#8 nach kassierten Punkten). Aaron Rodgers und Green Bay schlugen sie im NFC Championship Game, weil sie Rodgers, den Top-Quarterback der Regulären Saison, ständig unter Druck setzten. Edge Rusher Jason Pierre-Paul und Shaq Barrett waren groß in Form. Fünfmal sackten sie Rodgers und sechs weitere Male schlugen sie ihn zu Boden. Pierre-Paul der von der rechten Außenseite aus verteidigt wird zudem nicht gegen Pro-Bowl-Left-Tackle Eric Fisher spielen müssen, Fisher riss sich im AFC Championship Game die Achillessehne. Ihn ersetzt aller Voraussicht nach Mike Remmers, der von Right Tackle auf Links wechseln wird. Remmers ist erfahren, er ist acht Jahre in der NFL, aber an die Qualität von Fisher kommt er nicht heran. Trotz vieler Ausfälle, drei der fünf Stammspieler der Chiefs Offensive-Line fehlen nun, wurde Patrick Mahomes in der Saison nicht oft gesackt (#4). Was auch mit Mahomes zu tun hat, der selbst bei größtem Druck noch so geschickt ist, den Ball schnell zu einem Receiver zu passen oder gewinnbringend zu laufen.
Mahomes stoppen ohne ins offene Messer zu laufen
Mahomes stoppen, zumindest eindämmen, und möglichst nicht schon früh mit einem oder zwei Touchdowns ins Hintertreffen geraten, sind die ersten Ziele der Bucs-Defense. Defensive Coordinator Todd Bowles setzt gerne Blitzes, zusätzliche Pass-Rusher, ein. Ob das aber gegen Mahomes ein geeignetes Mittel ist? Kein Quarterback war 2020 so gut bei zusätzlichem Druck wie Mahomes, der dabei ein grandioses Passer-Rating von 134.2 erzielte und dreizehn Touchdowns und nicht eine Interception warf. Statt Blitzes sollten sie besser Stunts einsetzen, also den üblichen Four-Man-Rush, aber die Defensive Linemen immer wieder untereinander kreuzen und queren lassen, was die neu zusammengewürfelte Offensive Line der Chiefs durcheinander bringen könnte.
Wie Leim an den Receivern kleben bleiben
Für die Passverteidigung stehen zwei weitere Herkulesaufgaben an, den schnellen Wide Receiver Tyreek Hill und Tight End Travis Kelce abzuschirmen. Hill überrannte die Bucs förmlich beim ersten Aufeinandertreffen am 12. Spieltag der Saison, als er drei Touchdowns und 269 Yards fing. Meist verlud er Cornerback Carlton Davis. Die Bucs spielten da „One-Deep“, mit einem Safety in der Tiefe, weswegen die Chiefs viele Seitenlinienpässe machten und die Cornerbacks waren oft allein und verloren. Also mehr „Two-Deep“ nun, zwei tiefe Safeties? Das würde die Räume in der vorderen Mitte öffnen, wo Tight End Kelce so geschickt wie kein anderer sich frei zu laufen versteht. Die Bucs haben mit dem jungen emporstrebenden Devin White und dem erfahrenen Lavonte David wendige Inside Linebacker und gute Passverteidiger. Trotzdem gelang es Kelce im Bucs-Spiel acht Pässe zu fangen. Um Kelce in Schach zu halten, wird auch Slot-Verteidiger Sean Murphy-Bunting gefragt sein. Er ist gut in Form, gegen die Packers holte er eine Interception. Die Bucs haben solide Safeties, aber der vielversprechende Rookie Antoine Winfield und Jordan Whitehead, der wegen seiner heftigen Tackles gefürchtet ist, müssen noch Verletzungen auskurieren. Es ist gegenwärtig unklar, ob sie spielen können.
Turnover erzwingen ein Muss
Die Bucs haben die stärkste Laufverteidigung der Liga. Was mit Defensive Tackle Ndamukong Suh und Koloss Vita Vea zu tun hat und auch mit LB Devin White, der mit großer Schnelligkeit und sicherem Tackling die Mitte patrouilliert. Somit wird der Plan der Defense gegen die Chiefs aussehen: Erstens das Laufspiel der Chiefs ersticken, dann kann Mahomes auch weniger Lauftäuschungen bei Passspielzügen einsetzen, die er so gut beherrscht. Zweitens Druck auf Mahomes ausüben und keine langen Pässe zulassen. Zu guter Letzt schließlich müssten die Bucs mindestens 1-2 Turnover holen, so wie es ihnen bei den letzten zwei Playoffsiegen in Green Bay und in New Orleans mit insgesamt vier Interceptions und zwei Fumble Recoveries gelang. Sie müssen Mahomes, der so selten Fehler begeht, er hatte die niedrigste Interceptionquote der Saison, mit unerwarteten Pass-Rush- und Deckungsmanövern durcheinander bringen und zu Fehlern zwingen.
Special Teams – Vorteil Chiefs
Sollte das Spiel eng verlaufen, könnten die Special Teams ein Zünglein an der Waage sein. Da haben die Chiefs den Vorteil, sie haben das weit stärkere Return Game bei Anstößen und Befreiungsschlägen, sie haben eine bessere Return Defense und sie haben den etwas besseren Kicker, Harrison Butker hatte eine bessere Field-Goal-Quote als Buccaneers Ryan Succop und Butker verwandelte alle vier seiner Kicks über 50 Yards, Succop traf bei zwei Versuchen einmal.
Nur Field Goals zulassen und wenig Touchdowns – und natürlich keine weiten Passspielzüge, eine besondere Vorliebe der Chiefs, die eine Defense schnell ins Chaos stürzen. Wenn den Bucs dann noch ein paar Turnover gelingen, dann liefe es optimal.