Zahlen erzählen Geschichten
Statistiken im Football, lange missachtet, heute ganz wichtig
Statistiken wurden bereits Ende des 19. Jahrhunderts im amerikanischen Profi-Sport eingeführt. Henry Chadwick ist der Geburtsvater der Sport-Statistik. Er war Journalist und Baseball-Funktionär. Er dachte sich, wenn wir die Spieler-Leistungen mit Zahlen erfassen und abbilden, wird der Profi-Sport noch beliebter und sein Ansehen wird steigen.
Die Industrie als Vorbild
Zahlen gab es in der Industrie. Dort wurde gemessen und gewogen. Das stand für die Genauigkeit und Güte der Arbeit und die Zahlen unterstrichen die Fortschrittlichkeit der amerikanischen Wirtschaft. Aus diesem Grund führte Chadwick im Baseball Statistiken ein. Fortan ergänzten sie die wöchentliche Spielberichterstattung. Amerika sollte erkennen: die Spieler vollbrachten seriöse Arbeit mit hoher Qualität und das Spiel verkörpere den Fortschritt.
Die schlampige Buchführung im Football
Als sich der Football neben Baseball in den 1920er Jahren als Zuschauersport etablieren wollte, kam er nicht darum herum: Er mußte die Idee der Statistiken übernehmen. Aber richtig ernsthaft glaubten die Football-Berichterstatter nicht an die Statistiken. Was zählte, war eben doch die Action, die der von Indianern abstammende Jim Thorpe oder Red Grange von den Chicago Bears boten und die emotionsgeladenen Rivalitäten. Football war kein Sport für Buchhalter, wie man das geringschätzig über Baseball dachte. So führte der Football seine Statistiken in den ersten Jahrzehnten sporadisch und oft ungenau.
Statistiken als Barometer des Fortschritts
Erst mit dem Football-Boom in den 1950er Jahren dämmerte es den Funktionären; die akurate zahlenmäßige Erfassung der Spieler-Leistungen könnte auch den Football noch beliebter machen. Mit den Zahlen gewannen die Fans eine konkretere Vorstellung davon, was die Spieler leisteten. Und die Statistiken unterstrichen, auch Football war modern und fortschrittlich.
Das Geheimnis der Zahlen
Statistiken sind im Football heute fest verankert. Zwischen den Fans und denen, die Football langweilig finden, ziehen sie eine Grenze. Für die einen sind diese Zahlen vollkommen nichtssagend. Für den Football-Anhänger aber spannt sich hinter den nackten Ziffern ein Bezugsrahmen auf, der vermittelt, was eine gute, was eine schlechte Leistung ist, welche Spieler nach den Sternen greifen und welche bald vergessen sein werden. So entsteht mit den Zahlen eine lebendige Geschichte. Zum Beispiel, wie Peyton Manning 55 Touchdown-Pässe warf und die Broncos fast nach Belieben Punkte zu erzielen schienen – und die selben Broncos dann mit dem besten Angriff in der NFL-Geschichte ein peinliches Super Bowl-Debakel erlebten. Oder wie RB Adrian Peterson nach überstandenem Kreuzbandriß drauf und dran war den Rushing Rekord für eine Saison zu brechen. Im letzten Saisonspiel lief er die Packers in Grund und Boden, erzielte für die Saison 2097 Rushing Yards – und verfehlte damit den Rekord um mickrige neun Yards.